Das Ei als Symbol

Ritualarbeit lebt von Symbolik. Symbole werden bildlich abgespeichert und bleiben so leichter im Gedächtnis haften. Dies dient der Verankerung eines Übergangs / Rituals.

Ein Symbol für das Leben ist u.a. das Ei. Bei den alten Römern wurden Eier als Beigabe in ein Grab gelegt. Bis heute gibt es den Brauch, Eier zu verschenken – besonders an Ostern, dem Fest der Auferstehung und erwachenden Natur. Das Ei wird zum Lebenssymbol, weil es Leben, das noch kommt, umschliesst. Und von seiner Form her symbolisiert es etwas ohne Anfang und ohne Ende. Etwas Unendliches. Vielleicht die Liebe des soeben verstorbenen Grossvaters?

Auf jeden Fall spielt das Ei als Quelle von neuem Leben aus toter Materie eine grosse Rolle in der Gedankenwelt von vielen Kulturen. Einige Kulturen glauben sogar, dass die Welt aus einem Ei entstanden ist. Schon im frühen Ägypten zum Beispiel wurde das Ei als Ursprung der Welt verehrt.

Das Ei steht darum auch für den Neuanfang, für die Hoffnung. Früher kamen Eier in die Gräber, um den Verstorbenen die Auferstehung zu wünschen. Das Christentum übernahm das Ei als Sinnbild von Fruchtbarkeit, Auferstehung und ewigem Leben. Von aussen wirkt es wie tot, doch seinem Inneren wächst junges Leben.

An einer Abschiedszeremonie, die ich für einen Grossvater gestalten durfte, haben alle Enkel im Vorfeld ein Ei erhalten – aus Stein, mit ihrem Namen eingraviert. Während einem Lied von Glenn Miller, der Moonlight Serenade, welches er sich gewünscht hatte für seinen Abschied, haben alle Enkel ihr Ei zur Urne von ihrem Nonno gelegt. Als Zeichen der Zusammengehörigkeit. Und als Zeichen der ewigen Liebe. Auch der jüngste Spross in der Familie, knapp ein Monat alt, hatte ein Ei mit seinem Namen. Weil Leben geht und neues Leben kommt – im Kreislauf des Lebens.