Trennungsschmerz der anderen Art

In erster Linie gehen wir davon aus, dass wir Menschen andere Menschen lieben. Idealerweise natürlich auch uns selber, aber insbesondere unsere Lieblingsmenschen. Oder dann Haustiere, die uns ans Herz gewachsen sind. Vielleicht noch Orte, die wir mit unvergesslich-schönen Erinnerungen verbinden. Und was ist mit Gegenständen? Können wir auch diese «lieben»? Und wenn ja, wieso empfinden wir Gefühle für ein lebloses Etwas?

Kürzlich besuchte ich wie gewohnt meine geliebte Yoga Stunde (auch eine Art Liebesbeziehung…). Die neue Yoga Matte, die ich bestellt hatte, lag bereit. Wunderbar. Aus frischem Gummi. Und Olive-farben. Ein schöner Anblick. Eigentlich hätte ich meine alte Matte sogleich in die Ecke stellen können. Aber ich konnte es nicht – und hab mich dann spontan entschieden, meinem alten Teil noch eine letzte Stunde zu gönnen…. Oder mir? Mit ihr?

Auf jeden Fall war das unsere Abschiedsstunde zusammen. Und seither liegt sie im Keller und wartet darauf entsorgt zu werden. Ganz unsentimental. Aber ein bewusster Abschied musste irgendwie doch sein…

Ist das nicht komisch? Oder lustig? Dass uns Gegenstände empathisch werden lassen? Was mich betrifft – ich wollte einfach gefühlsmässig einen schönen Abschluss finden und «die Rote-Matte-Ära» würdig beenden….irgendwie. Ganz spontan. Ohne gross darüber nach zu denken. Es war grad stimmig so für mich.

Ein paar Tage später erzählt mir eine Freundin, dass sie nächste Woche den Kinderwagen ihres Sohnes verkaufen werde. Jemand habe sich auf das Inserat gemeldet und komme nun vorbei. Der Gedanke daran tue ihr zwar etwas weh, wie sie jetzt grad feststelle… Ich scherzte, dass es ja schon interessant sei, wie man an gewissen Dingen hange und argumentierte, dass es doch super sei, dass der Wagen bald eine neue Aufgabe habe. Ihre «Wehmut» aber, konnte ich nachvollziehen.

Dinge stehen symbolisch für einen bestimmten (unter Umständen hoch emotionalen) Zeitabschnitt im Leben. Man verbindet sie automatisch mit dem «zusammen erlebten» Lebensgefühl und den Abenteuern in dieser Zeit. Sie begleiten uns ein Stück auf unserem Weg. Werden zu Gefährten, Vertrauten, Partnern (natürlich jetzt nicht im herkömmlichen Sinn…ist ja klar).

Oder wie ging es Ihnen, als Sie sich vom ersten eigenen Auto trennen mussten? Freiwillig oder unfreiwillig. Sicher nicht ganz ohne Wehmut, oder? Dabei ist es doch nur eine Blechkiste….